Bei der Förderung von Elektroautos hinkt Deutschland hinterher Eine Million Elektroautos will die Bundesregierung 2020 auf den deutschen Straßen sehen. Um dies zu erreichen, hat sie Ende April 2016 zusammen mit Vetretern der Autoindustrie eine Kaufprämie von 4000 Euro auf den Weg gebracht. In den meisten Industrieländern gibt es schon lange deutlich höhere Förderprämien beim Kauf von Elektroautos. Sie reichen bis zu 17500 Euro in Dänemark. In Japan gibt es maximal 10000 Euro, in China über 6000 Euro, in Großbrittanien und den USA mehr als 5000 Euro. In Frankreich beträgt die Grundprämie 5000 Euro. Wer dort einen alten Dieselstinker gegen ein Elektrofahrzeug eintauscht, bekommt sogar 10000 Euro. Anstoß für den Durchbruch In Deutschland gibt es nun 4000 Euro, an denen sich die Industrie mit 50 Prozent beteiligen soll. Die Prämie gibt es nur für Autos, deren Hersteller in diesem Programm mitmachen. Für den Durchbruch braucht die Elektromobilität aber längere Reichweiten (daran wird intensiv gearbeitet) und günstigere Preise. Die sinken allerdings nur, wenn die Stückzahlen steigen. Und dafür musste ein Anstoß erfolgen. Vorbild regenerative Energie Dafür gibt es ein Paradebeispiel: das deutsche Erneuerbare-Energien-Gesetz. In über 52 Ländern kopiert, hat es der regenerativen Stromproduktion weltweit auf die Sprünge geholfen. Da war Deutschland noch Vorreiter. Bei der Förderung von Elektrofahrzeugen ist es Schlusslicht. Das soll sich jetzt ändern. Und das ist im Interesse der Gesundheit und sauberer Luft auch notwendig. Der schmutzige Irrweg Wer einmal zum Spaß auf einem großen Parkplatz in irgendeiner deutschen Stadt nur auf die Auspuffrohre guckt, der sieht überall ein ähnliches Bild. Außer ein paar Volvos, wenigen italienischen und amerikanischen Protzschlitten und noch weniger Jaguars ragen die fetten Rohre fast nur unter deutschen Autos hervor. Egal ob BMW, Mercedes, Audi oder Porsche: Die chromglänzende Abgasöffnung wird bei ihnen extra groß oder oval breit gestylt. Bei einigen Modellen gibt es die Rohre gleich im Doppel- oder sogar im Viererpack. Die meisten ausländischen Hersteller lassen ihre Auspuffrohre dünn und unscheinbar oder verstecken sie verschämt. Ihre Autos sind nicht sauberer als die deutschen. Aber sie haben zumindest verstanden, dass mit Abgasen kein Staat zu machen ist. Das ist Psychologie für Anfänger.
Mit solch dicken Auspuffrohren protzen vor allem deutsche Autos. Foto: Münch
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Elektromotoren finden überall in der Industrie, im Gewerbe und in Privathaushalten Verwendung. Auch für Fahrzeuge sind sie ideal, weil sie fast die gesamte Energie in Bewegung und nicht in Wärme umsetzen. Foto: Fotolia
Diesel-Skandal als Wende-Signal Möglicherweise sorgt jetzt das Abgas-Desaster der Dieselmotoren für eine Bewusstseinswende zur Elektromobilität auch in Deutschland. Die Mär vom sauberen Diesel ist erledigt. Schon im Jahr 2012 hat die Weltgesundheitsorganisation festgestellt, wie krebserregend Dieselabgase sind. Viel besser sieht es beim Benzin ebenfalls nicht aus. Und auf einmal können sich auch etliche deutsche Politiker mit einer Förderprämie für Elektroautos anfreunden. Beispiele dafür finden sie in Europa genug. Einen Überblick dazu in diesem
Solaranlage in Nordkirchen: So wie die staatliche Förderung den Durchbruch für regenerative Eneregien brachte, könnte es auch bei der Elektromobilität funktionieren. Foto: Münch
Prämien gibt es in vielen Ländern Wie es mit der Förderung von Elektroautos zum Beispiel in den USA, in Japan oder China aussieht, wird in einem Artikel des Focus-Magazins geschildert, aus dem auch diese Grafik stammt: Viele Staaten fördern den Kauf von Elektroautos mit hohen Prämien. In Deutschland gibt es nichts. Grafik: Focus
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